In 2017 habe ich es nicht organisiert bekommen, ein paar Tage auf Helgoland zu verbringen. Daher war klar: Die Osterfeiertage sind für Helgoland
reserviert.
Ob ich das so gebucht hätte, wenn ich gewusst hätte, dass es so kalt werden würde, kann ich nicht sagen. Zwei Grad, eisiger Ostwind und am Ostersamstag heftiger Schneeregen haben den
Helgoland-Besuchern einiges abverlangt, dieser Tag war nur etwas für "Trotzdem-Genießer". Ich habe gleich mehrere Gäste getroffen, die voll Stolz ihre neu erworbene Winterjacke vorgeführt
haben.
Am Sonntag und auch am Montag scheint aber immerhin die Sonne.
Ich war nicht ganz zufrieden, denn es waren so viele Menschen mit mir angereist, dass es mir einfach zu voll war. Darüber hinaus sind auf dem Oberland schon
wieder neue Wohnungen gebaut worden, insbesondere gegenüber der Vogelwarte. So wird die Insel von Süden weiter zugepflastert und von Norden knabbert das Meer an der Kante. Der Rundweg auf dem
Oberland musste offenbar weiter vom Rand verlegt werden. Der Raum für die Vögel wird dadurch immer kleiner. Hinzu kommt, dass an den Bäumen und Büschen noch keine Blätter,
geschweige denn Früchte oder Beeren sitzen, nicht die besten Bedingungen für die Zug- und Brutvögel. Sie müssen mit dem Wenigen auskommen, was die kargen Flächen oder eben die Küstensäume
hergeben. Man sieht am aufgeplusterten Gefieder, dass dem Blaukehlchen kalt ist.
Insgesamt werden es 56 Vogelarten, die ich über die Ostertage, überwiegend bei ihrem Erholungsstopp, auf Helgoland sehe und in der Regel auch fotografiere.
Schwierig war der Eissturmvogel, hierfür brauchte ich vier Anläufe und nachdem man mir zuerst auf Nachfrage erklärt hat, dass die Paare vermutlich auf Hochzeitsflug wären, hat ein anderer mir ein
brütendes Tier gezeigt. Fast verborgen in einer Art Höhle in der Wand entdecke ich es.
Für den Tordalk habe ich ebenfalls zwei Anläufe gebraucht, sie sind deutlich weniger häufig als die Trottellummen und daher nicht so einfach zu entdecken. Die dominierenden Vögel an den
Vogelfelsen mit den besten Brutplätzen sind aber eindeutig die Basstölpel. Sie besetzen jetzt auch schon die besten Plätze auf den sonst nur von Lummen besetzten Bändern in den Steilwänden. In
den vier Tagen, die wir auf der Insel waren, hat sich der Bestand an Brutvögeln, auch an Dreizehenmöwen und Trottellummen, gewaltig erhöht.
Hauptbeschäftigung der Vögel auf Helgoland ist die Nahrungsaufnahme. Das Rotkehlchen hat mich kurz angesehen und sich dann doch entschlossen, nicht zu verzichten und den Regenwurm zu fangen.
Zilpzalps. Die verschiedenen Laubsänger zu identifizieren ist nicht einfach. Der kleine Zilpzalp oben links in der Ecke sieht anders aus als die anderen. Er hat
fast keine Konturen im Gefieder und seine Handschwingen sind sehr kurz, ich nenne ihn mal "nördlichen Zilpzalp".
Und die Pieper? Also, ich komme auf Wiesen (2 mal)-, Baum- und Strandpieper. Aber ich nehme - wie immer - Bestimmungshilfen gern an.
Der schönste Platz in Bezug auf die Vogelbeobachtung auf Helgoland ist am Kringel. Nicht nur das Blaukehlchen , sondern zusätzlich einige
Hausrotschwänze zeigen sich dort.
An dem kleinen Strand finden sich unter anderem Bachstelzen, Trauerbachstelzen und eine Gebirgsstelzen, mindestens zwei Blaukehlchen (eines mit und eines ohne Ring), viele Rotkehlchen und
Hausrotschwänze, natürlich viele Stare und Drosseln, einige Pieper. An Limikolen entdecken wir einen Knutt und eine Gruppe von 13 Alpenstrandläufern.
Zusätzlich zu den Stockenten, schwimmt eine Krickente an der Strandlinie hin und her. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass die Krickente taucht. Da stimmt doch etwas nicht? Irgendwie hatte ich
wohl nicht aufgepasst und in der Zwischenzeit hat sich an die Stelle eine weibliche Schellente begeben. Fein, damit haben wir also folgende Enten: Die überall zu findende Eiderente, die
Stockente, Krick- Schell-und noch eine Schnatterente.
Besonders an Helgolands Vogelbeobachtung ist die Nähe zu den Vögeln, die grosse Seevögelkolonie und natürlich die Chance auf die
Entdeckung von Seltenheiten.
In Bezug auf den letzten Punkt war es ok, aber kein "Jack-Pott", das Highlight die schönen Blaukehlchen.
Limikolen waren da, aber mit Alpenstrandläufern, Sanderlingen, je einem Knutt, Sandregenpfeifer und Steinwälzer ist die Liste meiner Sichtungen nicht so viel beeindruckender als es aktuell in der
Hannoverschen Leinemasch möglich ist.
Was mir sehr aufgefallen ist, ist dass die Helgoländer Vögel kaum singen. Es scheint nur zwei singende Kohlmeisen zu geben, Blaumeisen habe ich gar nicht gesehen oder gehört.
Genauer: Vom Blau- und Schwarzkehlchen habe ich nichts gehört, vom Buchfinken nur, aber dafür häufig,
den Ruf "ping" - und den Flugruf "djüp" ebenso vom Rotkehlchen, Hausrotschwanz und Zaunkönig, und auch der Flugruf der Bachstelze liess sich hören. Und sogar meine beiden Lieblinge, die
Goldhähnchen, waren mucksmäuschenstill, nur wenn sie die Position am Baum gewechselt haben, gab einen kurzen zieseligen Laut. Und natürlich habe ich sie nicht entdeckt, weil sie gesungen hätten,
sondern ich sah etwas wie einen Baumläufer an einem Baumstamm krabbeln. Muss ich noch erwähnen, dass ich Fitis und Zilpzalp nicht am Gesang unterscheiden konnte. Der Fitis sollte noch nicht da
sein. Ich nenne die kleinen Knäule, die sich als Fotomodell zur Verfügung gestellt haben, mal Zilpzalp.
Die anderen Singvögel (ausser Amsel und Sperling) habe ich nicht singen
gehört.
Auch die vielen Drosseln, also Rot-, Wacholder- und Singdrossel waren nur damit beschäftigt, nach Nahrung zu suchen, dazwischen immer wieder Kontakt- oder Warnrufe.
Ich hatte gelesen, dass ein Blauschwanz am Kringel war. Leider ist er schon weiter geflogen. Stattdessen zeigt sich aber ein Blaukehlchen. Man kann sehen, dass es friert, aber es zeigt keine Scheu und lässt sich fotografieren.
Blind vor Liebe, aber einige nervt es offenbar.
Auf der Düne treffe ich am sonnigen Sonntag die Sanderlinge an und die Vögel des Tages sind für mich die Brandseeschwalben. Sie rasten in einem kleinen Trupp am
Nordstrand. Ich versuche, mich auf Augenhöhe mit den Vögeln zu begeben und gebe mir richtig Mühe mit den Fotos. Wohl fühle ich mich am Strand der Düne aber nicht so recht, man findet praktisch
keine Möglichkeit ans Wasser zu kommen, ohne den Seehunden oder den Kegelrobben zu nahe zu kommen. Und wenn man im Sand sitzt und nicht ständig nach links und rechts guckt, kann es sein, dann man
ohne eigenes Zutun in den 30 Meter Bannkreis gekommen ist.
Zum Abschluss noch mal Baßtölpel. Auf den ersten Blick wirkt es fast romantisch, wie der Vogel oben links das Nest sorgsam mit Plastik-Müll gestaltet.